RUBIK - Anschlusssicherung und Fahrgastinformation für den regionalen Busverkehr

Projektrahmen

  • Laufzeit: 2010 - 2012

  • Bearbeiter: Dr.-Ing. Harry Dobeschinsky, Dipl.-Wi.-Ing. Stefan Tritschler, Dipl.-Inf. Igor Podolskiy, Dipl.-Ing. Martin Retzmann

  • Auftraggeber: Förderung durch das Land Baden-Württemberg

  • Beteiligte Institutionen: VWI Stuttgart GmbH, Landkreis Heilbronn, Stadt Neuenstadt am Kocher, Heilbronner Hohenloher Haller Nahverkehr GmbH (H3NV), Omnibus-Verkehr Ruoff GmbH (OVR), E. Zartmann GmbH & Co. KG, WBO Verband Baden-Württembergischer Omnibusunternehmer e.V., Institut für Eisenbahn und Verkehrswesen (IEV) der Universität Stuttgart


Beschreibung

In den großen Ballungsräumen existieren seit vielen Jahren Betriebsleitsysteme im öffentlichen Personennahverkehr, die neben den betrieblichen Aufgaben auch Dienste für die Fahrgäste (z. B. dynamische Fahrgastinformation und Anschlusssicherung) ermöglichen. Um solche Dienste realisieren zu können, werden Echtzeitdaten benötigt, d. h. die tatsächlichen Ankunfts- und Abfahrtszeiten an den Haltestellen, die sich aufgrund von Störungen (z. B. Staus, Baustellen oder technischen Problemen) von den planmäßigen Ankunfts- und Abfahrtszeiten laut Fahrplan unterscheiden können. Diese Echtzeitdaten werden in der Regel durch rechnergestützte Betriebsleitsysteme ermittelt.

Allerdings sind die existierenden Leitsysteme vorrangig für große Verkehrsunternehmen konzipiert. Sie sind damit primär für größere Fahrzeugflotten in einem dichten, städtischen Netz ausgelegt und integrieren z. B. auch Stadtbahn- oder U-Bahn-Verkehre. Für kleine und mittelständische Verkehrsunternehmen, vor allem im ländlichen Raum, sind diese bestehenden Betriebsleitsysteme in der Regel überdimensioniert, in der Anschaffung und im Betrieb zu teuer und zu personalintensiv.

Um den Fahrgästen dieser Unternehmen dennoch die auf Echtzeitdaten basierenden Dienste anbieten zu können, wurde im Rahmen des 3. Innovationsprogramms ÖPNV des Landes Baden-Württemberg das Forschungs- und Entwicklungsprojekt „ÖPNV-Betriebsleitung im ländlichen Raum mit rechnergestützten Netzwerken“ durchgeführt. Das Ziel des Projektes war die Entwicklung und Realisierung eines netzwerkorientierten, fahrzeugbezogenen Informationssystems mit der Konzentration auf die Anforderungen im regionalen Busverkehr.


Ergebnis

Im Rahmen des Projekts wurde das System RUBIK entwickelt, bei dem die Ermittlung der Echtzeitdaten und alle weiteren Aufgaben direkt im Fahrzeug erledigt werden. Dazu wurden am Markt erhältliche mobile Industrie-PCs eingesetzt. Diese besitzen einen 7"-Vollfarb-Touchscreen und integrierte Module für Ortung und Kommunikation. Mit ihrer kompakten Größe und dank der robusten Ausführung eignen sich diese Geräte optimal für den Einsatz in Bussen. Die Nutzung anderer – ggf. bereits vorhandener – Bordgeräte (z. B. Fahrscheindrucker) ist ebenfalls möglich, falls diese die Systemanforderungen erfüllen. Die in großstädtischen Betriebsleitsystemen erforderliche personalbesetzte zentrale Leitstelle wurde durch einen Kommunikationsserver ersetzt, die lediglich als Vermittlungsstelle für den Informationsaustausch zwischen Fahrzeugen, Fahrgastinformation und den weiteren Anbietern bzw. Abnehmern von Daten dient. Die Bordrechner in den Fahrzeugen tauschen wichtige Informationen von Bus zu Bus direkt miteinander aus und bedürfen keiner regelnden Zentralinstanz.

Die direkte Kommunikation ermöglicht eine komfortable Anschlusssicherung für die Fahrgäste. Der Busfahrer kann den Bordrechner per Knopfdruck veranlassen, andere Busse über umsteigewillige Fahrgäste zu informieren. Kommt es zu Verspätungen, über die ebenfalls informiert wird, kann der Fahrer des Abbringer-Busses entscheiden, ob er am Umsteigepunkt auf den verspäteten Bus wartet oder nicht. Diese Entscheidung ("kann warten" oder "kann nicht warten") wird ebenfalls per Knopfdruck zurückgemeldet, so dass der Fahrer des verspäteten Busses seine Fahrgäste zuverlässig darüber informieren kann, ob sie ihre Anschüsse noch bekommen.

Darüber hinaus bietet das System die Möglichkeit, über eine gemeinsame Schnittstelle beliebige Fahrgastinformationsmedien zu bedienen. Dies wurde im Projekt beispielhaft an der Verknüpfungshaltestelle "Lindenplatz" in Neuenstadt am Kocher mittels dreier 47"-TFT-Anzeiger realisiert, ist aber auch an jeder weiteren Haltestelle möglich, die mit einem entsprechenden Anzeigesystem für eine dynamische Fahrgastinformation ausgerüstet ist. Mittels einer Schnittstelle zur Zentralen Datendrehscheibe Baden-Württemberg (ZDD BW) der Landesnahverkehrsgesellschaft NVBW gelangen die Echtzeitdaten außerdem an die Fahrplanauskunft EFA-BW, die übers Internet oder per Smartphone-App genutzt werden kann.

Das RUBIK-System ist nach einer ausführlichen Testphase in den Regelbetrieb überführt worden und steht auch für andere Unternehmen zur Verfügung. Weitere Informationen zu RUBIK finden sich auf dieser Seite.

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